Dornröschen hatte endlich ihr erstes Date. Immer noch hatte sie große Schwierigkeiten sich in die heutige Welt einzufinden. Es war alles so kompliziert. Die Menschen sollten nur noch funktionieren, arbeiten und es gab wenig Raum für Freizeit. In ihrer neuen Schule hatte sie einen Jungen kennen gelernt, der sie offenbar ganz nett fand. Mädchen in ihrer Klasse behaupteten, dass es nur an ihrer Schönheit lag. Aber es war ihr egal. Sie legte keinen Wert auf Oberflächlichkeiten und vertraute doch noch auf das Gute im Menschen.
Eines Tages also, wollten sie sich vor dem Kino treffen. Also wartete Dornröschen auf ihren Prinzen. Und tatsächlich! Er kam auch. "Hallo Dornröschen! Hast du dir einen Film ausgesucht, in den wir gehen wollen?", fragte er. "Nein, um ehrlich zu sein, dachte ich du wüsstest einen Film", gab sie kleinlaut zu. "Ich hab auch einen guten gefunden. Er fängt erst in einer halben Stunde an. Wir haben also noch ein bisschen Zeit. Wollen wir uns etwas zu essen kaufen?", fragte der Junge. Sie nickte begeistert. "Ich geb dir was aus", erklärte er feierlich. Da kam ein Mädchen, mit einer roten Kappe auf sie zu. Sie hatte ein Körbchen mit Kuchen und Wein bei sich. "Kuchen und Wein zu verkaufen!", rief sie. 'Jetzt waren nicht einmal mehr die Märchenfiguren, das was sie mal waren', dachte Dornrösschen. "Ist das deine Schwester?", fragte der Junge belustigt. "Nein! Auf gar keinen Fall. Ich kenne dieses Mädchen nicht!", rief Donrösschen. Der Junge lachte. Dann kaufte er dem Mädchen, das sich als Rotkäppchen vorstellte, den ganzen Korb ab. Sie war sehr erfreut darüber. "Wir dürfen doch noch keinen Wein trinken", überlegte Dornrösschen. "Das ist doch egal. Wenn die hier schon Leute in einem Rotkäppchenkostüm anstellen, um welchen zu verkaufen, müssen die auch damit rechnen, dass wir ihn kaufen", meinte der Junge.
Bevor sie in den Kinosaal gehen wollten, sprang ihnen ein kleiner lustiger Mann entgegen. "Ist der betrunken?", fragte der Junge amüsiert. "Ich glaub's nicht! Das ist ja Rumpelstilzchen! Dich hab ich ja schon ewig nicht mehr gesehen", entfuhr es Dornrösschen begeistert. Schon zwei Märchenfiguren an einem Tag. Das kam sonst nur in seltenen Fällen vor. "Heute trink ich, morgen klau ich und übermorgen hol ich der Königin ihr Kind!", dann riss er Dornrösschens Date, der ihm interessiert zugehört hatte, den Korb aus der Hand und rannte lachend davon. "Kennst du ihn?", fragte der Junge wütend. "Nein! Ehrlich nicht!", beteuerte Donrösschen schnell. "Und warum freust du dich dann, ihn wieder zu sehen? Willst du mich verarschen?", fragte der Junge außer sich vor Wut. "Er erinnert mich an gute alte Zeiten", meinte Dornrösschen. "Na ja, ist ja auch egal. Lass uns in den Saal gehen. Ich besorg noch schnell Popcorn. Du kannst ja schon mal vor!", meinte er. Gesagt getan. Ein paar Minuten später saßen beide in dem Saal. "Jetzt sind wir ja unter uns oder? Du kannst mir also ruhig sagen, wie du heißt. Ich meine, keiner heißt heutzutage mehr Dornrösschen", meinte er. "Doch! So heiße ich. Wie soll ich denn sonst heißen? Annemarie oder Petra?", fragte sie verdattert. "Du bist wirklich ein seltsames Mädchen!", meinte er gedankenverloren. Dornrösschen griff nach der Popcorntüte und schrie entsetzt auf: "Ah! Der Froschkönig! Was machst du denn hier?". Der Junge blickte wütend in die Tüte und sah gerade noch den Frosch mit der Krone, der auf Dornrösschens Hand sprang. Der Junge rief wütend: "Jetzt reicht's mir. So was dreistes, verlogenes und dummes, wie dich hab ich ja noch nie gesehen! Du siehst nicht nur aus, wie aus einem Märchenbuch entsprungen, sondern verhältst dich auch so! Nimm deine bekloppten Freunde und geh dahin, wo du hergekommen bist!", dann sprang er auf und ging.
"So ist es halt mit den Menschen heutzutage. Egal, was man ihnen erzählt, sie haben einfach den Glauben an das Unglaubliche verloren", meinte Dornrösschen traurig, kopfschüttelnd an den Frosch gewandt. "Ich hab dich schon überall gesucht. Deine Mutter hat sich wieder in den Finger gestochen", erzählte der Frosch. "Echt?", fragte Dornrösschen. Dann gingen beide nach Hause.